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Adventsansprache von Pfarrer Matthias Mieke
Adventsansprache von Pfarrer Matthias Mieke
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Adventsansprache von Pfarrer Matthias Mieke
Am 19. Dezember fand das Benefizkonzert des Stabsmusikkorps der Bundeswehr für unseren Gedeckten Tisch am 22. März 2025 statt. In diesem Rahmen hielt Pfarrer Mieke folgende Andacht:
Alles hängt mit allem zusammen. Sagen die Klugen und haben recht, aber nur, wenn sie das nicht als Ausrede zum Nichtstun verstehen.
Die einzelnen Probleme müssen auch und gerade gelöst werden, wenn alles mit allem zusammenhängt.
Und wie sehr alles mit allem zusammenhängt, davon könnte uns Schinkel sehr viel sagen, der Architekt dieser Kirche, die im nächsten Jahr 175 Jahre Kuppelgeburstag feiert.
Es ist fast eine Binse, dass alles mit allem zusammenhängt. Aber es ist nie so, dass wir deshalb die Hände in den Schoß legen sollten.
Johannes der Täufer, der da oben Richtung Kreuz – auch das hängt zusammen – auch mit Weihnachten und Ostern und Pfingsten – Johannes der Täufer hat Jesus getauft.
Ein halbes Jahr vor Jesus hat er Geburtstag – und ab dem 24. Juni 2025 wird es dann wieder keinen Spargel geben. Das ist ein Problem, das mir am 25. Juni auch im nächsten Jahr auf dem Magen schlagen wird. Aber bis dahin wird noch viel Wasser die Havel runterlaufen und Lösungen für noch drängende Probleme hoffentlich gefunden sein.
Das hört man so oft. Und dann schaut man sich um – und schaut vielleicht auch zurück und denkt – Nee.
Die Hoffnung war da – und die Hoffnung stirbt zuletzt – aber sie stirbt – geht der Satz leider weiter und zur Wahrheit gehört – ganz viele Hoffnungen haben wir schon zu Grabe getragen.
Und doch hoffen wir weiter.
Bitte nicht falsch verstehen: Hoffnungen sind keine Wünsche.
Wünsche gehen in Erfüllung oder eben nicht.
Mit Hoffnungen ist das anders.
Hoffnungen sind in uns. Werden geschenkt. Es geht nicht ohne.
Und ja klar. Weihnachten – die eine große Hoffnung.
Frieden auf Erden – wie die Engelschöre es besingen und wir es alle Jahre wieder hören – Frieden auf Erden: ham wa noch nicht.
Der steht noch aus. Frieden auf Erden.
Und ich will nicht zu den falschen Propheten gehören, von denen Hesekiel spricht. Spoiler-Alarm.
Handys bitte im Flugmodus lassen – aber kurze Notiz tippen:
Hesekiel Kapitel 13 – und dann mal bei Gelegenheit lesen.
Ab Vers 9 liest es sich von allein weiter:
Gott spricht: Meine Hand soll über die Propheten kommen, die Trug reden und Lüge schauen… Weil sie mein Volk verführen und sagen: „Friede!“ wo doch kein Friede ist, und weil sie, wenn das Volk sich eine Wand baut, sie mit Kalk übertünchen.
Am Ende fällt sie aber doch ein – übertüncht oder nicht.
Lesen sie selbst nach – Hesekiel Kapitel 13 – von Vers 9 an liest es sich von allein.
Wir wollen nicht, dass die Wand einfällt. Aber niemand möge sich in falscher Sicherheit wiegen. Frieden sagen, wo kein Friede ist.
Als Militär wissen Sie da wohl mehr als ich.
Aber auch ich als Pfarrer will sagen:
Wir brauchen Männer und Frauen, die diese Demokratie verteidigen.
Und innerhalb eines demokratischen Prozesses, brauchen sie Verlässlichkeit.
Und die klare Botschaft. Wir wollen nicht zu denen gehören, die sagen Friede, wo kein Friede ist.
Nicht in der Welt, nicht in Syrien, nicht im Irak, nicht in Israel, nicht in der Ukraine und zuvor schon nicht auf der Krim.
Und alles hängt mit allem zusammen. Und so wohl längst schon auch nicht mehr bei uns Frieden.
Wir werden angegriffen. Unsere Art zu leben und zu lieben, unsere Vielfalt.
Und wir müssen gewappnet sein.
Und wir tun das und Sie tun das in Verantwortung vor Gott und den Menschen.
Weil, da eine riesengroße Hoffnung in uns ist. Von Gott geschenkt.
Das eine Missverständnis kann man nicht oft genug ausräumen.
Frieden auf Erden haben wir nicht.
Das Himmelreich kommt erst noch. Schon das haben die Juden in ihrem Vasallen-Staat, auch die Hirten auf dem Felde fast nicht glauben können – dass Frieden auf Erden überhaupt möglich ist.
Damals hieß der Despot der die halbe Welt unter seine Herrschaft bringen wollte – weit von Demokratie entfernt – Kaiser Augustus.
Heute hieße er anders.
Und denen, die unterdrückt wurden, von diesem Despoten, denen wurde gesagt: Fürchtet Euch nicht. Ihr verteidigt Eure Herden. Ihr wisst als Hirten, es ist nicht Frieden auf Erden – auch nicht in eurem Land. Aber, wisst auch: Mit diesem Kind hat der Frieden begonnen.
Mehr nicht.
„Man kann immer von zwei Seiten vom Pferd fallen.“ Hat der Alte Fritz nicht gesagt, stimmt aber dennoch.
Frieden sagen, wo kein Friede ist. Runter geplumpst.
Aber die Hoffnung aufgeben – und sich nicht im Sattel halten. Dann fällt man auf der anderen Seite runter.
Und das bringt mich zur wichtigsten Frage:
Wie erhalten wir uns die Hoffnung auf Frieden und bringen uns zugleich in die Lage eine wehrhafte Demokratie zu sein – noch mehr: zu werden.
Gottvertrauen, dass wir nicht gar aus sind. Dass uns Frieden auf Erden zugesagt ist und dass Gottes Reich schon begonnen hat – auch da, wo wir um Frieden ringen. Wirklichen Frieden!!! Und ihn nicht nur behaupten, um selbst in Ruhe gelassen zu werden. Das wäre sonst eine Friedhofsruhe, in der wir lebend schon tot sind, weil wir uns Leid und Elend und Despoten nicht in den Weg stellen. Dann sind wir schon auf einem Friedhof. Wer den Krieg weg schiebt, weit von sich hier in Deutschland, ich befürchte, der sorgt dafür, dass er um so dichter kommt. Das ist Friedhofsfrieden.
Aber so ist es nicht in unseren Familien. So ist es nicht in unserer Gesellschaft. Füreinander einstehen – und nicht die einen gegen die anderen ausspielen. Das können wir sein lassen.
Der Philosoph Karl Poper brachte es auf den Punkt: „Optimismus ist Pflicht.“ In einem Zeit-Artikel vom März diesen Jahres las ich den schönen Satz: Zuversicht ist ein Charaktermuskel, der trainiert werden muss.
Und von dieser Quelle und der Schriftstellerin Thea Dorn habe ich auch das Bonhoefferzitat, was alles zusammenfassen könnte. Wobei wir ja nie fertig werden. Bonhoeffer schreibt in dunkelster Zeit folgende Worte bereits in einem Diktatur-Militärgefängnis inhaftiert:
„Es ist klüger, pessimistisch zu sein; vergessen sind die Enttäuschungen, und man steht vor den Menschen nicht blamiert da. So ist Optimismus bei den Klugen verpönt. Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt.“
Nehmen wir die Zukunft für uns in Anspruch – überlassen wir sie nicht der Angst und den Despoten.
Martin Luther dichtete den Choral „Nun komm, der Heiden [der Völker] Heiland“. Wir hören gleich eine Interpretation.
Und Musik steht für sich – und bedarf nicht meiner Worte:
Aber eine Textzeile ihnen gedanklich noch mit auf den Weg:
Luther dichtet: „Dein Krippen glänzt hell und klar, / die Nacht gibt ein neu Licht dar. / Dunkel muss nicht kommen drein, / der Glaub bleib immer im Schein.“
In dem Schein – dem Licht in der Krippe – von dem die Engel singen:
Ehre sei Gott: in der Höhe! Und auf Erden: Friede den Menschen seines Wohlgefallens.
Das werde wahr. Und wir trainieren weiter in diesem Adventskonzert im Hören diesen Muskel der Zuversicht: Frieden, den Menschen seines Wohlgefallens. Das ist wahr. Amen.
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